Wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität: Das Staatstheater Darmstadt soll bis Ende 2022 an das Darmstädter Fernwärmenetz angebunden werden. Die Wärme für Bühnen, Zuschauerräume und Büros kommt dann zum größten Teil aus der Abwärme des Müllheizkraftwerks Darmstadt, entsteht also bei der Müllentsorgung. Dadurch sinkt der Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid jährlich im Schnitt um rund 80 Prozent. Das entspricht rund 540 Tonnen weniger CO2, so viel, wie die Heizung von etwa 110 Einfamilienhäusern verursacht. Das Land Hessen, das Staatstheater Darmstadt und die ENTEGA STEAG Wärme GmbH (ESW) bringen das Projekt gemeinsam auf den Weg.
„Mit dem Anschluss des Staatstheaters an das Fernwärmenetz gehen wir einen weiteren Schritt hin zur CO2-neutralen Landesverwaltung. Das Land finanziert den Bau der Fernwärmetrasse mit rund 430.000 Euro“, sagt Finanzstaatssekretär Martin Worms. „Wir werden prüfen, ob dies auch für weitere Landesliegenschaften in Darmstadt sinnvoll ist und wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Die nachhaltige Fernwärmeversorgung ist ein zentraler Baustein des Versorgungskonzeptes der CO2-neutralen Landesverwaltung. Rund 45 Prozent oder 289 Gigawattstunden des jährlichen Wärmebedarfs der Liegenschaften des Landes werden bereits durch umweltfreundliche Fernwärme gedeckt.“
Ziel: Bis 2030 klimaneutral werden
„Theater sind Orte der gesellschaftlichen Verständigung zu allen virulenten Themen, auch die Erderhitzung und ihre katastrophalen Folgen. Nachhaltigkeit ist längst ein Thema auf den Bühnen der Theater – und sie gehört auch in den Heizkeller“, erläutert die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. „Bei der aktuellen Sanierung des Kleinen Hauses hat das Ziel der Klimaneutralität deshalb in Planung und Umsetzung einen hohen Stellenwert.“ Die Erneuerung der Bühnentechnik des Kleinen Hauses mit einem Bauvolumen in Höhe von rund 51 Millionen Euro, die der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) vorantreibt, dient auch dem Ziel der Landesregierung, bis spätestens 2030 CO2-neutral zu werden. „Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Fernwärme gemacht“, ergänzt Dorn, „die ESW versorgt schon seit 2016 den gesamten Campus der Technischen Universität Darmstadt mit Wärme, Kälte und Strom, zu wesentlichen Teilen aus dem Müllheizkraftwerk Darmstadt. Beim Bau dieser Verbindung wurden auch das Klinikum Darmstadt und das Regierungspräsidium an das Müllheizkraftwerk angeschlossen.“
Darmstadts Kämmerer André Schellenberg ergänzt: „Die Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt, die gemeinsam mit dem Land Hessen Träger des Staatstheaters ist, begrüßt das Vorhaben. Der Ausbau der Fernwärmeversorgung ist auch für Darmstadt ein weiterer wesentlicher Baustein, um das Klimaschutzziel, bis 2035 klimaneutral zu werden, zu erreichen. Durch die Fernwärmeanbindung des Staatstheaters ergibt sich innerhalb von Darmstadt das Potenzial, das Quartier Mollerstadt und die auf dem Marienplatz geplante Wohnbebauung mit Fernwärme zu erschließen. Dies ist einerseits ein wichtiger Beitrag zum städtischen Projekt ,energetische Sanierung der Mollerstadt‚ und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die zwischen der Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt und dem Investor des Marienplatzes vereinbarten Klimaziele zu realisieren.“
„Das Bekenntnis der Träger und aller Beteiligten zum Staatstheater Darmstadt freut uns sehr. Es ist uns sehr wichtig, Klimaneutralität voran zu treiben und in möglichst vielen Bereichen des Theaterbetriebs nachhaltig zu denken und zu handeln. Als Teil einer Pilot-Gruppe von Kulturinstitutionen in einem Projekt der Bundeskulturstiftung wurden bereits vollumfängliche Verbrauchs- und Energieberechnungen durchgeführt“, sagt Karsten Wiegand, Intendant des Staatstheaters. „Strom sparen wir durch LED-Nachrüstung und Bewegungsmelder ein, die Werkstätten arbeiten an einem Konzept für wiederverwendbare Bühnenbildelemente, um den Materialverbrauch zu reduzieren, und ab dieser Spielzeit sind An- und Rückreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Eintrittspreis enthalten.“
„Als nachhaltiger und ökologischer Energieversorger ist es uns wichtig, gemeinsam mit Partnern aus Politik und Wirtschaft dafür zu sorgen, dass unsere Region einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaneutralität leistet. Ich denke, wir sind hier – insbesondere auch in Darmstadt – auf einem sehr guten Weg“, sagt Andreas Niedermaier, Vorstand Personal und Infrastruktur der ENTEGA AG.
Anschluss an das Fernwärmenetz Darmstadt-Nord
„ENTEGA und STEAG arbeiten seit Jahren in dem Gemeinschaftsunternehmen ENTEGA STEAG Wärme GmbH sehr vertrauensvoll und gut zusammen. Der Beschluss zur Anbindung des Staatstheaters Darmstadt ist ein weiterer Beweis für den Erfolg unserer Kooperation und den gemeinsamen Nachhaltigkeitsgedanken“, erläutert Thomas Billotet, Geschäftsführer der ENTEGA STEAG Wärme GmbH, die Zusammenarbeit.
81 Kilometer lang ist das Fernwärmenetze der ENTEGA in Darmstadt und Südhessen; ein Kilometer kommt mit der Anbindung des Staatstheaters Darmstadt hinzu. Es wird an das Fernwärmenetz Darmstadt-Nord angeschlossen, das sich im Wesentlichen aus der thermischen Abfallverwertung des Müllheizkraftwerks Darmstadt speist. Verbrauchsspitzen deckt ein moderner Wärmespeicher der ENTEGA ab. Die Leitung zum Staatstheater läuft von der Bleichstraße über die Rheinstraße und die Saalbaustraße und quert dann vom Theater aus die Heidelberger Straße in Richtung Marienplatz.
An das Fernwärmenetz der ENTEGA sind derzeit über 11.000 Privathaushalte, öffentliche Einrichtungen und Industrieunternehmen angebunden. Die gelieferte Fernwärme stammt hauptsächlich aus modernen Blockheizkraftwerken, die neben Strom auch nutzbare Wärme erzeugen, sowie aus dem Müllheizkraftwerk Darmstadt. So stehen aktuell rund 300 Millionen Kilowattstunden (kWh) klimaschonender thermischer Energie zur Verfügung. Zur Energieversorgung der TU Darmstadt und für den weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes innerhalb Darmstadts wurde 2015 die ENTEGA STEAG Wärme GmbH (ESW) gegründet, ein Gemeinschaftsunternehmen der ENTEGA AG (49 Prozent Gesellschafteranteile) und der STEAG New Energies (51 Prozent Gesellschafteranteile) mit Sitz in Darmstadt. ESW ist Vertragspartner des Landes.